Prostitution verhindern in Ferienwohnung – Smartlock hilft
Eine wirklich traurige Zweckentfremdung einer Gewerbe-Ferienwohnung hat uns sehr betroffen gemacht – Eine angebliche Kosmetik-Firma aus dem Harz hat unsere Räume zur Nutzung als Bordell überlassen. Wie wir dank Smartlock und aufmerksamen Nachbarn helfen und lösen konnten.
Story, wie wir helfen konnten
Im Februar 21 ruft mich ein Nachbar an. Es würden ständig Leute an unserer Wohnung klingeln und außerdem immer wieder wechselnde Männer vor der Tür rumlungern. Wir waren sofort alamiert.
Die Wohnung hat ein Smartlock, sodass die Tür per Handy und Internet zu öffnen ist. Und durch einen Türkontakt kann man auch Ein/Austritt aus der Wohnung sehen. Das Protokoll bestätigt: Jeden Tag zwischen 10 Uhr und 22 Uhr geht die Eingangstür im 30 min Takt auf und zu.
Wir wollen gerne nach dem Rechten sehen – nur wie? Per Fritzbox-Zugang sperren wir remote das Internet – der Anruf kommt schon nach wenigen Stunden – das Internet sei kaputt. Wir machen uns auf den Weg, und treffen niemanden an. Trotz Geräuschen aus der Wohnung wird uns nicht geöffnet. Wir rufen den Mieter an, der sagt, seine „Freundin“ hätte Angst und würde nur auf Anruf öffnen. 15 Minuten später kommen wir in die Wohnung.
Die „Freundin“ ist jung, vermutlich osteuropäisch, und die Wohnung hat die offensichtlichen Hinweise auf das entsprechende Millieu: Flipflops, Jogginghose, glasiger Blick. Die Wohnung ist umgestellt, alle Vorhänge zu, keine offensichtlichen Hinweise auf „wohnen“. Durch eine Weltkarte in der Wohnung finden wir trotz Sprachbarriere heraus: Litauen. Neben der „Freundin“ ist noch eine zweite Dame in der Wohnung. Wir machen das Foto, das hier in diesem Artikel zu sehen ist. Das Internet wird wieder „repariert“. Kaum sind wir fertig erscheint „Elvira“ – topgestylt mit hochwertiger Markenbekleidung – vermutlich die Zuhälterin und stellt uns Fragen.
Wir sind schockiert – unser Verdacht hat sich bestätigt: ein illegales Bordell. Was also tun? Wir rufen den örtlichen Polizei-Abschnitt an. Kurzfassung: „Sie schicken das Ordnungsamt – es sei ja nur ein Corona/Hygiene-Verstoß“. In den nächsten drei Tagen würde jemand kommen.
Irgendwie sind wir besorgt: Alle Zeichen stehen auf „Prostitution“. Wir besprechen die Situation mit unseren Partnern von Alabaster Jar e.V. – die sich gegen Prostitution einsetzen – wir bekommen die Empfehlung die Situation genau aufzuschreiben und insbesondere unseren „Mieter“ HVM Harz UG in Goslar genau zu dokumentieren – von denen ja eine Bestätigung über den „beruflichen Aufenthalt“ von Herrn R. vorliegt.
Mit Einverständnis des Nachbarn installieren wir im Hausflur temporär eine Kamera, da man ja nach unserem Termin vor Ort eigentlich davon ausgehen muss, dass die Gruppe flüchtet. Nichts davon – weiterhin wird fleißig Ein- und Ausgegangen.
Nur zwei Tage später ist es soweit: Wir treffen uns mit einer Streetworkerin von Alabaster Jar und 10 Damen und Herren vom LKA vor der Wohnung. Nach unserer Aufzeichnung sind drei Damen und zwei Herren in der Wohnung. Der Beschluss fällt: Zugriff! Wir öffen die Tür per Smartlock und das LKA betritt ohne viel Aufregung die Wohnung.
Die Herren dürfen nach Aufnahme der Personalien gehen – Hygieneverstoß. Die Damen bekommen ein ausführliches Beratungs- und Hilfsangebot des LKA. Entwarnung, angeblich haben alle drei Damen eine Meldeadresse in Berlin. Auch sie dürfen gehen. Wir haben die Wohnung zurück. Sofort sperren wir alle Zugänge – gut, dass es keine echten Schlüssel gibt.
Ich rufe den Mieter an und teile ihm die fristlose Kündigung wegen ungenehmigter Überlassung an Dritte mit. Der Mieter streitet erst alles ab – anschließend betont er, dass er in einem Milliardenkonzern arbeiten würde und er gegen den Kautionseinbehalt gerichtlich vorgehen wird. Wir denken uns unseren Teil und hören nie wieder etwas. Sämtliche Wohnungsausstattung ist kaputt – sogar die Bettgestelle sind hinüber. Wir kaufen alles neu.
Unser Learning:
Sobald die Kontaktbeschränkungen mit Corona vorbei sind, ist auf jeden Fall für uns als Vermieter ein Auffrischungs-Seminar fällig, wie man in diesem Fall Prostitution, und auch für zukünftige Vermietungen Zwangsprostitution oder Menschhandel erkennt – in der Luftfahrtindustrie ist das ja schon lange üblich.
Ein Smart Lock ist in diesen turbulenten Zeiten unerlässlich!
Mieterauswahl ist wichtiger denn je – inklusive Hintergrundcheck!
Danksagung
Wir möchten uns zu allererst bei unserem Partner Alabaster Jar e.V. bedanken. Alabaster Jar hilft schon lange dabei Straßen-Prostituierten einen Erstkontakt für den Ausstieg herzustellen. Durch Straßenarbeit und Bordell-Arbeit konnte Alabaster Jar uns sehr gut helfen, in dieser schwierigen Situation das richtige Vorgehen zu wählen, damit auch den betroffenen Damen geholfen werden konnte.
Weiter haben wir auf Vermittlung von Alabaster Jar einen Kontakt beim LKA Berlin erhalten. Die Damen und Herren von LKA waren in Sachen Menschenhandel und Organisierte Kriminalität spezialisiert und haben sehr kompetent und menschlich bei der Situation unterstützt. Durch eine russischsprachige Dolmetscherin war eine ausführliche Beratung der Damen mit Hilfsangeboten möglich.